CFS spricht gut auf B12 und Folsäure an

Mittwoch 4-November-2015

André Frankhuizen

Die Praxis zeigt, dass Chronic Fatigue Syndrome (CFS) und Fibromyalgie gut auf hohe Dosen von Vitamin B12 und Folsäure ansprechen. „Trotzdem ist dies immer noch kein fester Bestandteil der Behandlung“, kritisiert der niederländische Verband der ME/CFS-Patienten. Neue Forschungsergebnisse könnten uns hier vielleicht einen Schritt weiterbringen.

 

CFS (Chronic Fatigue Syndrome) und Fibromyalgie sind chronische Erkrankungen, bei denen Muskelschmerzen, Schlafstörungen und Müdigkeit das tägliche Leben zu einer nahezu unlösbaren Aufgabe machen können. Für die Entstehung beider Erkrankungen wurde bisher noch keine zufriedenstellende Erklärung gefunden, aber es scheint, dass die Methylierung von Genen auf jeden Fall eine wichtige Rolle dabei spielt. 

 

Methylierung hat einen Einfluss darauf, ob Gene „ein-“ oder „ausgeschaltet“ sind. Bei CFS-Patienten wird bei einer Mehrzahl von bestimmten Immunzellen ein Mangel an Methylgruppen beobachtet. Auch bei Genen, die in einem Zusammenhang mit der Regulation von Immunzellen stehen, wurden Defizite festgestellt. Dies führt zur einer gestörten Regulation des Immunsystems.

 

Die kombinierten Wirkungen von Vitamin B12 und Folsäure spielen eine fundamentale Rolle bei der Versorgung von Methylgruppen. Darum empfiehlt der niederländische ME/CFS-Patientenverband allen Betroffenen bereits seit fünfzehn Jahren, probeweise Vitamin B12 und Folsäure einzunehmen, um festzustellen, ob ihnen dies hilft. Die Ergebnisse seien positiv, erklärt der Patientenverband, würden jedoch noch nicht allgemein akzeptiert.

 

„Häufige B12-Injektionen* in Kombination mit ungewöhnlich hohen oralen Dosen von Folsäure bilden noch keine etablierte Form der Behandlung. In den letzten Jahren gab es einige Diskussionen über ein mögliches Krebsrisiko bei höheren Blutspiegeln von Folsäure. Diese Besorgnis scheint nun jedoch beseitigt zu sein, nachdem eine sehr umfangreiche Studie, in der 50.000 Menschen durchschnittlich 5,2 Jahre lang mit Folsäure behandelt wurden, nachgewiesen hat, dass diese Behandlung keinen Einfluss auf das Auftreten von Krebs hat“, erklärt der ME/CFS-Patientenverband.

 

Auch eine neuere schwedische Untersuchung bestätigt, was der Verband in der Praxis bei den Betroffenen beobachtet. Achtunddreißig Personen, die mindestens ein halbes Jahr lang wöchentlich Vitamin-B12-Injektionen erhielten, wurden auf der Grundlage eines Screenings in gute und mäßige Responder eingeteilt. Wie sich zeigte, erhielten gute Responder häufigere Injektionen, nahmen höhere Dosen von B12 ein und beides erfolgte über einen längeren Zeitraum. Außerdem nahmen sie insgesamt mehr Folsäure zu sich. Schmerzmittel wurden in dieser Gruppe nicht verwendet, während siebzig Prozent der mäßigen Responder täglich Duloxetin oder Pregabalin verwendeten. Mäßige Responder beurteilten ihre Besserung von „minimal“ bis „stark“. Gute Responder beurteilten ihre Besserung von „stark“ bis „sehr stark“.

 

„Durch die häufige Verabreichung von hohen Dosen von Vitamin B12 in Kombination mit einer individuellen Tagesdosis Folsäure kann eine Blutsättigung erzielt werden, die ausreichend hoch zur Behandlung einer Untergruppe von CFS- und Fibromyalgie-Patienten ist“, resümiert der Verband.

 

Obwohl die Behandlung in der Praxis gut zu funktionieren scheint, ziehen es die schwedischen Forscher vor, zunächst noch auf die Ergebnisse einer großangelegten weiteren klinischen Studie zu warten. „Wir befürchten eine nachteilige Wechselwirkung zwischen B12/Folsäure und bestimmten Opioidschmerzmitteln und anderen Medikamenten, die im Rahmen ihrer Verstoffwechselung demethyliert werden müssen. Darüber hinaus muss ein Augenmerk auf Funktionsstörungen der Schilddrüse gerichtet werden.“

 

*In Wageningen in den Niederlanden durchgeführte Untersuchungen (Eussen et al., 2005) haben gezeigt, dass Vitamin B12 in höheren Dosen über passive Diffusion (das heißt, ohne Beteiligung des intrinsischen Faktors) aufgenommen wird. Bei Dosierungen ab etwa 600 mcg können die gleichen Serumkonzentrationen wie bei Vitamin-B12-Injektionen erreicht werden.

Literatur

  1. Eussen SJ, de Groot LC, Clarke R, Schneede J,Ueland PM, Hoefnagels WH, van Staveren WA. Oral Cyanocobalamin Supplementation in Older People With Vitamin B12 Deficiency - A Dose-Finding Trial. Arch Intern Med. 2005 May 23;165(10):1167-72
  2. ME/cvs Vereniging, Reactie op vitamine B12 en foliumzuur bij Myalgische Encefalomyelitis en Fibromyalgie, 20 augustus 2015.
  3. Regland B, Forsmark S, Halaouate L, Matousek M, Peilot B, Zachrisson O, et al. (2015) Response to Vitamin B12 and Folic Acid in Myalgic Encephalomyelitis and Fibromyalgia. PLoS ONE 10(4): e0124648