Probiotika verringern Durchfallrisiko

Montag 14-Dezember-2015

In der Praxis werden Probiotika erfolgreich zur Prävention und Behandlung von Durchfall eingesetzt. Großangelegte klinische Studien hierzu waren bisher jedoch eher selten. Nun zeigt eine aktuelle Studie, dass Probiotika tatsächlich helfen. 

 

Eine große klinische Studie aus dem Jahr 2013 zur Wirksamkeit von Probiotika bei Durchfall war zu dem Schluss gekommen, dass bei älteren Menschen möglicherweise keine Wirkung eintritt. An der 21-tägigen Studie hatten 3000 ältere Menschen teilgenommen. 

 

Eine aktuellere, etwas breiter angelegte Studie zeigt nun jedoch, dass günstige Bakterien das Risiko von Durchfall tatsächlich verringern können. In diesem Fall geht es um das Probiotikum Saccharomyces boulardii

 

Insgesamt wurden die Daten von 4780 Personen aus 21 randomisierten Studien ausgewertet. Es zeigte sich, dass Saccharomyces boulardii das Risiko für durch Antibiotika verursachten Durchfall verringern kann. Bei Erwachsenen ging das Durchfallrisiko von 17,4 Prozent auf 8,2 Prozent zurück. Bei Kindern war die Verringerung sogar noch ausgeprägter: von 20,9 Prozent auf 8,8 Prozent.

 

Von Antibiotika ist bekannt, dass sie die Darmflora stark stören. Auch die nützlichen im Darm lebenden Bakterien überstehen diesen wenig gezielten Eingriff nicht. Dadurch entsteht an der Darmwand ein Freiraum für eine Infektion mit zum Beispiel Clostridium difficile, einem verbreiteten Darmbewohner, der im Normalfall keine Beschwerden verursacht. 

 

Wenn sich Clostridium jedoch ungehemmt auf der Darmwand ausbreitet, kann es große Mengen von Giftstoffen erzeugen, die zu Durchfall führen. Wenn sich jedoch ein günstigeres Bakterium wie Saccharomyces boulardii auf der Darmwand ansiedelt, wird der Wildwuchs von schädlichen Bakterien wie Clostridium im Zaum gehalten.

 

Der Wirkmechanismus von Saccharomyces ähnelt dem anderer nützlicher Mikroorganismen wie Milchsäure- und Bifidobakterien. Neben der Konkurrenz um Lebensraum an der Darmwand scheiden sie Säuren und antibiotische Substanzen aus. Dadurch entsteht ein Milieu, in dem sich die meisten pathogenen Bakterien nicht halten können. Dabei besteht eine Dosis-Wirkungsbeziehung: je mehr nützliche Bakterien, desto größer die Wirkung.

 

Die Wirkung eines spezifischen Stammes kann mit anderen probiotischen Stämmen weiter unterstützt werden. Verschiedene Studien haben nämlich gezeigt, dass die gleichzeitige Einnahme mehrerer Stämmen die Wirkung verstärkt. Je breiter das verwendete Spektrum von Probiotikastämmen, desto effektiver ist die Prävention und Behandlung von Durchfall. 

 Literatur

  1. Allen S.J. et al., Lactobacilli and bifidobacteria in the prevention of antibiotic-associated diarrhoea and Clostridium difficile diarrhoea in older inpatients (PLACIDE): a randomised, double-blind, placebo-controlled, multicentre trial,The Lancet, 08 August 2013.
  2. http://www.naturafoundation.nl/monografie/Probiotica_algemeen.html
  3. Langkamp-Henken B, Rowe CC, Ford AL, Christman MC, Nieves C Jr, Khouri L, Specht GJ, Girard SA, Spaiser SJ, Dahl WJ., Bifidobacterium bifidum R0071 results in a greater proportion of healthy days and a lower percentage of academically stressed students reporting a day of cold/flu: a randomised, double-blind, placebo-controlled study, Br J Nutr. 2015 Feb 14;113(3):426-34.
  4. Szajewska H., Kolodziej M., Systematic review with meta-analysis: Saccharomyces boulardii in the prevention of antibiotic-associated diarrhoea, Alimentary Pharmacology and Therapeutics, published online: 27 JUL 2015